Wie schnell sich doch die Situation ändern kann. Noch am 11. Juli war ich zuversichtlich, dass Jungstorch AW 747 seine Anfangsschwierigkeiten überwunden hätte. Bei der Beobachtung drei Tage später musste ich aber feststellen, dass der Jungstorch Probleme mit dem rechten Flügel hatte und überhaupt nicht mehr fliegen konnte. Er spreizte lediglich die Flügel und flüchtete zu Fuss. Als er dem anderen Jungstorch folgen wollte, landete er in der Schussen. Er schwamm zwar wie ein Schwan, hatte aber Probleme wieder heraus zu kommen. Ich dirigierte ihn an eine Stelle, wo die Uferböschung nicht so steil war und hier gelang er mit Mühe ans rettende Ufer. Dann gesellte er sich zu den drei anderen Störchen in der Booser Wiese. Alle vier waren spätabends noch dort. Bei Einbruch der Nacht flogen die anderen drei zum Nest. AW 747 verbrachte die Nacht offensichtlich allein auf der Booser Wiese, eine gefährliche Situation.
In Absprache mit Frau Reinhard, der Storchenbeauftragten des Landes, sollte der Storch eingefangen und in eine Tierarztpraxis gebracht werden. Beim Versuch, ihn einzufangen, flog er uns am 16. Juli überraschend wieder über kurze Strecken weg. Letztlich scheuchten wir den Storch in ein Kornfeld, dort konnte ihn Herr Herrmann vom BUND fassen. In der Tierarztpraxis wurde festgestellt, dass der Storch zwar nichts gebrochen hatte, aber in einem sehr schlechten Zustand war. Er hätte vermutlich nicht mehr lange überlebt. Er wurde geimpft, erhielt Antibiotika und eine „Zwangsernährung“. Bereits am nächsten Morgen ging es dem Storch wieder deutlich besser. Er wurde ins Tierheim Berg-Kernen bei Ravensburg gebracht. Dort soll er nun weiter „aufgepäppelt“ und dann möglichst wieder freigelassen werden.
Vielen Dank an Bernd Herrmann und Georg Steinhauser für die beherzte Aktion.